Zuchtpferde auf dem Berber Gestüt Al Ayur

Die Geschichte & Rassen der Berberpferde

Das Berberpferd ist bereits seit fast 4.000 Jahren im Dienste der Menschen und damit eine der ältesten Pferderassen überhaupt. Ihre Heimat haben diese außergewöhnlichen Pferde in Nordafrika. Ursprünglich wurden sie in Tunesien, Algerien und Marokko gezüchtet, sind aber auch in den angrenzenden Staaten wie Mauretanien und Libyen verbreitet. Das Zuchtgebiet erstreckt sich fast über die komplette Breite des nordafrikanischen Kontinents. 

Diese Pferde waren stets eng verbunden mit dem Volk der Berber, das bereits vor unserer Zeitrechnung Pferde züchteten. Berber waren und sind Nomaden und Bauern. Sie hielten ihre Pferde meist einzeln an einen Strick gepflockt inmitten der Zelte, Menschen, Ziegen und Schafe. In kriegerischen Zeiten waren ihre Pferde die beste Waffe: schnell, mutig und wendig. Sie konnten so abrupt stoppen, dass ihre Reiter den Speer weit in die Reihen der Gegner schleudern konnten. 

Auch in der antiken Welt war das Berberpferd als Kriegspferd berühmt und berüchtigt. Der Karthager Hannibal war von den Römern gefürchtet wegen seiner erfolgreichen und mutigen numidischen Reitertruppen, die aus Nordafrika stammten. Hochburgen der Zuchten befanden sich in Ostalgerien und Tunesien. Und neben Hannibals Elefanten waren es die zähen und tapferen Pferde der Berber, die über die Alpen kletterten und die Römer in Angst und Schrecken versetzten. 

Arabische Bevölkerungsgruppen brachten neben ihrer Kultur und dem Islam auch die ersten arabischen Pferde nach Nordafrika. Durch die Eroberungen und Kriege der Araber und der mittlerweile islamisierten Berberstämme waren Berber- und Araberpferde begehrte Veredler europäischer Rassen. Vor allem die über 700 Jahre andauernde Herrschaft der Mauren in Südspanien, hinterließ deutlich sichtbare Spuren des Berberpferdes im spanischen Pferd, das von dort aus mit Christoph Kolumbus auch in die neue Welt gelangte.

Wie groß der Einfluss der nordafrikanischen Pferde zu dieser Zeit war, ist nicht sicher. Ländergrenzen wie wir sie heute kennen, gab es nicht, Zuchtbücher und Rassestandards waren unbekannt. Eines war wichtig: Zuverlässigkeit, Robustheit und Arbeitseifer. Kriterien, die wir heute noch beim Berber und Araber-Berber schätzen und gezielt fördern. Im Mittelalter und in der Renaissance waren Berberpferde begehrte Kriegs- und die Reitpferde der Könige und Kaiser. 

Der Berberpferde oder auch die Pferde aus der „Barbarie“ waren neben dem spanischen Pferd Statussymbole und für die hohe Reitkunst wie geschaffen. Ihre natürliche Versammlung, die leichtfüßigen Bewegungen und der Arbeitswille ließ die besten Reiter dieser Zeit ins Schwärmen geraten. 

Das Berberpferd hat fast alle amerikanischen Rassen (das Quarter Horse, den Criollo, den Mangalaga, den Mustang, usw.) mit beeinflußt. 

Bei der Besetzung Nordafrikas 1830 durch die Franzosen beschlagnahmten diese hunderte von Berberpferden. Diese wurden gezielt mit Vollblutaraberhengsten gekreuzt. Daraus entstanden einige der besten Araber-Berbergestüte im Maghreb.

Die Rasse des Araber-Berbers ist sicherlich schon wesentlich älter. So geht man davon aus, dass bereits während der islamischen Eroberung Nordafrikas im 7. und 8. Jahrhundert Araber und Berber gekreuzt wurden. Das Ergebnis dieser Zucht ist eine eigene Rasse, die die Vorteile der beiden Ursprungsrassen auf besondere Weise vereint: den Mut, die Nervenstärke, die Robustheit und Treue des Berbers mit der Ausdauer, der Schnelligkeit und der Schönheit des Arabers.

Deutsche Regimenter brachten Berber und Araber-Berber sogar bis nach Rußland, Polen, Österreich und Deutschland, wo sie jedoch nach dem Krieg bald in Vergessenheit gerieten. Heute ist der Araber-Berber das am weitesten verbreitete Pferd im Maghreb. 95% aller Pferde gehören dieser Rasse an, gefolgt vom Vollblutaraber, dem Anglo-Araber und dem Berber.

Die weltweite Situation des Berberpferdes galt lange als Besorgnis erregend, denn für das einstige Kriegs- und Arbeitspferd gibt es in den Ursprungsländern kaum noch Bedarf. Das Volk der Berber, das mittlerweile größtenteils seßhaft und selbst zur Minderheit in seinem Land geworden ist, liebt die edlen Pferd mit der selben Hingabe wie es schon die Vorfahren taten. Doch nur zur alljährlichen Fantasia – Reiterschauspiel, Volksfest und mittlerweile Touristenspektakel – läßt es mit seinen Pferden für wenige Stunden die Stärke und den Mut eines großen Reitervolkes vergangener Zeiten wieder aufleben. 

Doch der schnellere und deshalb beliebtere Araber-Berber hat ihm längst auch seine letzte ehrenvolle Aufgabe streitig gemacht. So sind die Bestände an Berbern im Maghreb verschwindend gering im Vergleich zu den Zeiten, als das Pferd der Mauren auf der ganzen Welt begehrt war.

In den letzten Jahren hat allerdings ein Umdenken in den nordafrikanischen Ursprungsländern stattgefunden. Es gibt allerorts Bemühungen das ursprüngliche Berberpferd zu erhalten. Teilweise sogar mit staatlicher Unterstützung (im Maghreb) wurde sich mit dem Erhalt dieser ursprünglichen Rasse beschäftigt. Die Anstrengungen wurden mittlerweile mit Erfolg gekrönt, das Überleben des Berbers gilt als gesichert.

Speziell in Europa sind Berber- und Araber-Berberpferde immer beliebter werdende Freizeitpferde, da sie genau dem Typ Pferd entsprechen, das sich die meisten Freizeitreiter wünschen. 

Neben einem guten Charakter, ausgeprägter Nervenstärke und tadelloser Gesundheit warten sie vor allem noch mit sehr bequemen Gängen auf.

Quelle www.vfzb.de